Olé, olé - Corona
Corona? War da was?
Geisterspiele, aber Fußballparty. Wo ist da die Vorbildfunktion? Bild von Michal Jarmoluk auf Pixabay
Hmm, bin ich eigentlich inzwischen eine der ganz wenigen, die Corona noch ernst nehmen? Mittlerweile komme ich mir vor wie der einsame Rufer in der Wüste. Um mich herum sehe ich nur noch Meldungen und Bilder von vollen Stränden und freudetaumeligen Fußballfans. Abstand - Fehlanzeige, Masken - ja, vielleicht um den Hals getragen und nur schnell mal hochgezogen beim Betreten eines Geschäftes... Man muss ja.
Corona? Was ist das? Ach ja, war das nicht die Sache mit dem Homeoffice und die Restaurants und Schulen waren dicht? "Mir jetzt egal, die Sommerferien sind da. Ich will in den Urlaub, ich will mein Leben von damals und überhaupt..." Ich gönne ja allen gerne ihre Freizeitaktivitäten, aber merkwürdig ist das alles schon.
Während einige Branchen wie die Kulturszene noch mittendrin sind und kein oder kaum Geld erwirtschaften, tun andere so, als wäre das eine Erinnerung aus alter Zeit. "War doch alles gar nicht so schlimm. Die Leute wären sowieso gestorben und diese ganzen Maßnahmen waren eh nur Spiele der Regierung, um uns alle zu unterwerfen und die Grundrechte einzuschränken." Die anderen Aluhut-Schwurbelgeschichten erspar ich mir mal in der Aufzählung.
Und ja - wie war das noch mit dem Fußball?
Die Mannschaften wollten mit Hygienekonzepten und Einhaltung aller Vorschriften den Spielbetrieb aufnehmen, um das Milliardenimperium am Laufen zu halten. Diese Sonderbehandlung kann man sehen, wie man will. Versprochen wurde viel, aber schon in den ersten Geisterspielen wurde sich umarmt, das Testosteron rausgeschrien, dass es nur so spritzte und vergessen waren alle Beteuerungen. Vorbildfunktion für die Fans? Null.
Dafür kamen dann entschuldigende Äußerungen wie "kann in der Hitze des Gefechts ja mal passieren" und man werde die Spieler noch einmal sensibilisieren. Na klar. Hat gut funktioniert - bis zum nächsten Spiel. Was wundert es einen da, wenn nun Pokalschalen öffentlich in die Höhe gehalten werden vor Tausenden von Fans, die sich - dicht an dicht - die Seele der Begeisterung aus dem Hals brüllen?
Die Verantwortlichen - ich erinnere noch mal kurz, die sich als Vorbilder sehen sollten - scheinen das kommentarlos hinzunehmen.
#Loifdbeidenen möchte man rufen.
Der einzige, der Fans zur Besonnenheit, zur Vorsicht und zum Verzicht auf solche Massenveranstaltungen aufruft, ist Jürgen Klopp im fernen Liverpool.
Und wie war das noch mal mit Corona? Ach ja, stimmt, mittlerweile sollen weltweit die Zahlen die Zehn-Millionen-Marke überschritten haben und über eine halbe Million Menschen sind gestorben. Aber die wären ja sowieso ... und überhaupt.
"Ich will das alles nicht mehr hören und meinen Spaß haben"...
Und weitere Lockdowns? Nein, das kommt nicht in die Tüte, das stößt sauer auf, selbst in Gütersloh, das dieser Tage genau das erlebt.
Die vielbesungene Eigenverantwortung der Bürger? Wäre ich nicht ein höflicher Mensch, würde ich nun sagen "gesch..." drauf.
Es klappt nur bei einigen, den Leisen, den Verantwortungsbewussten, bei denen, die niedergemacht werden in den sozialen Netzwerken, wenn sie sich erdreisten auf die Gefahr hinzuweisen, die es immer noch gibt.
Auch ich beginne langsam an mir zu zweifeln. Bin dann immer froh, wenn ich auf andere Leute treffe, denen Intelligenz nachgesagt wird und die sie auch unter Beweis stellen, dass ich nicht alleine bin mit meiner Sorge.
Und ja, das Leben muss weitergehen, das ist mir auch klar. Aber kann man die Lockerungen nicht vorsichtig ausleben, muss alles gleich wieder exzessiv stattfinden, als gebe es kein Morgen mehr?
Ich hätte nämlich gerne noch ein "Morgen", möglichst ohne Corona und noch ein schönes langes Leben.