Corona - ein Virus verändert die Welt
Eine Pandemie mit Chancen zur Veränderung
Foto: Tumiso/ Pixabay
Hmm, eigentlich mag ja keiner mehr was von Corona hören, denn was man hört, ist meistens negativ. Rekorde an Infizierten und Todesfällen in den USA. Krankenhäuser, Ärzte und Pfleger in Spanien, Frankreich und Italien am Limit. Keine ausreichenden Schutzmaßnahmen für die wichtigsten Leistungsträger und schon gar nicht für die gesamte Bevölkerung, weil man sich zu sehr auf internationale Lieferwege verlassen hat. Die Wirtschaft bricht ein, die häusliche Gewalt nimmt zu und was es nicht noch für negative Folgen gibt.
Aber alles Schlechte hat immer auch sein Gutes und das will ich hier einfach mal in den Vordergrund stellen.
Familien:
Schon lange hatten Familien nicht mehr so viel Zeit für einander. Es wird gespielt, gebastelt, zusammen Schularbeiten gemacht. Man entdeckt gemeinsames Spazierengehen, gärteln und die Natur und stellt fest, es muss nicht immer die weltweite Reise oder der Kurzsprint nach Mallorca sein, sondern es genügt der Blick vor die Haustür um Zufriedenheit zu erlangen. Und die Großeltern bekommen plötzlich durch Sprachnachrichten und Videobotschaften mehr von ihren Enkeln zu hören und zu sehen als vorher.
Der Einzelne:
Entschleunigung war das Zauberwort vor Corona. Dafür waren gestresste Großstädter sogar bereit, unsäglich tief in die Tasche zu greifen für Entschleunigungs-Workshops und Entstressungsurlaube. Das gibt es jetzt sozusagen für lau. Vielleicht ist nun höchstens das Problem erkennbar, dass man sich bislang nur durch die Arbeit definiert hat und gar nichts mit sich anzufangen weiß. Corona-Zeit ist also die beste Zeit, sich darauf zu besinnen, was einem Spaß gemacht hat, ohne von außen Bespaßung und Programm aufgedrückt zu bekommen. Ein Buch lesen, musizieren, stricken, häkeln, nähen, sticken, basteln oder kochen und backen, im Garten oder in der Werkstatt einfach mal rumpusseln. So manch einer entdeckt plötzlich verloren geglaubte Talente wieder. Oder man macht tatsächlich einfach mal gar nichts und schaut nur in die Landschaft und lässt dem Gehirn Zeit zum Runterfahren. Eine ideale Gelegenheit, sein Leben und die Zukunft mal zu überdenken.
Gesellschaft:
Es gibt weniger Raubüberfälle und Einbrüche.
Es gibt viele Hilfsangebote und Aktionen, die plötzlich aus dem Nichts entstehen. Vom Einkaufen für den Nachbarn bis hin zum gemeinsamen Musizieren auf dem Balkon.
Wirtschaft:
Ja, unbestritten, die Wirtschaft nimmt Schaden. Aber vielleicht muss sie das. War das, was bis jetzt Gültigkeit hatte, wirklich alles so richtig? Ist HÖHER, WEITER, SCHNELLER die einzige sinnvolle Perspektive? Sind immerwährend steigende Dividenden, Boni und ein in den Himmel wachsender Dax der einzige Weg in die Glückseligkeit? Wer so denkt, hat eh schon auf "Corona" gewettet und bereits sein Schäfchen wieder ins Trockene gebracht.
Die Pandemie zeigt uns knallhart, wo die Defizite liegen und dass der Mensch nicht der allwissende Beherrscher aller Dinge ist.
Ist es noch richtig, nur auf die Weltwirtschaft zu vertrauen oder sollte es eine neue Gewichtung geben, wo das Regionale wieder mehr Platz findet?
Corona zeigt zum Beispiel, wie kreativ Betriebe werden können. Da werden Produktionen plötzlich umgestellt und ganz neue Vertriebswege gefunden. Start ups kommen mit neuen Ideen und bringen Lösungen. Videokonferenzen werden zu Alternativen, wo früher zig wichtige Leute durch die ganze Welt jetten und hetzen mussten.
Arbeit:
Ja, es werden Arbeitsplätze verloren gehen und nicht jeder kann im homeoffice dem Ende der Pandemie entgegensehen. Aber die Arbeit im eigenen Heim könnte auch weit länger als jetzt eine Chance werden, Work-Life-Balance ins Gleichgewicht zu bringen. Es werden zudem durch neue Branchen Arbeitsplätze entstehen. Corona zwingt uns, alles auf den Prüfstand zu stellen, einschließlich unserer eigenen Haltung.
Vor allem aber zwingt es uns, Berufszweige neu zu bewerten. Sei es das Gesundheitswesen, die Logistik, den Einzelhandel oder bestimmte Dienstleistungen. Hier ist eine generelle Aufwertung - und nicht nur eine Bonuszahlung - dringend erforderlich. Es sind nicht die großen Anzug- und Krawattenträger mit hohen Gehältern, die derzeit alles am Laufen halten, sondern meist die Geringverdiener, die uns weitgehend alle Annehmlichkeiten ermöglichen.
Und ja, seien wir ehrlich, die meisten von uns leiden noch keine echte Not. Wir haben ein Dach über dem Kopf, müssen weder hungern oder aufs Internet verzichten. Und noch nie war es so einfach, ein Virus zu bekämpfen. Wir müssen nur #zuhausebleiben
Einen Teil habe ich noch ausgelassen, der sich von Corona derzeit überhaupt nicht beeindrucken lässt oder vielmehr von ihm profitiert: Das ist die Natur.
Noch nie war der Himmel so blau, selbst das Himalayagebirge ist nun hunderte Kilometer weiter zu sehen als je zuvor. Der CO2-Ausstoß ist geringer, die Ölländer sparen durch das Runterfahren der Produktion Ressourcen. Die Vögel zwitschern lauter, scheint es, weil der Umgebungslärm wegfällt. Die Sterngucker haben bessere Sicht auf alle Gestirne und der normale Mensch kann sich an vielen Dingen in der Natur freuen, die nun besser zur Geltung kommen.
Wir haben es nun in der Hand: Wir können nach Corona alles wieder hochfahren und so tun, als wäre das nie passiert oder wir überdenken unser Handeln und nutzen die Chancen, die uns unser Planet mit der Krise diktiert hat. Ich bin für Letzteres.