Bashen als Hobby
Ein Kommentar 26.03.2020
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Hmm, geht es euch auch so? Gefühlt ist es für mich so, als hätte die ganze Welt verstärkt nur noch das Ziel, alles vollzubashen, rumzunörgeln und negativ zu kommentieren, was sich in den digitalen Netzwerken nur irgendwie dazu anbietet. Und sei es, dass jemand mit einem Kitschbildchen einen "Guten Morgen" wünscht.
Es scheint Hobby geworden zu sein oder sind wirklich alle Leute inzwischen so unzufrieden mit ihrem Leben, dass sie es anderen nicht gönnen können, scheinbar zufriedener zu sein?
Jeder dieser Dauernörgler meint, er müsse zu allem seinen Senf dazugeben. Dabei wird der Einfachheit halber auf Überprüfung der Richtigkeit oder anerkannter Tatsachen verzichtet. Lieber irgendwelche Behauptungen in den Raum stellen, über die man manchmal nur noch den Kopf schütteln kann, so abstrus sind da die Zusammenhänge. Gemischt mit gefährlichem Halbwissen, Stammtischparolen oder einfach nur dummen Sprüchen, bei denen man schon von alleine anfängt Niveau plötzlich in "Niewoh" umzuwandeln, um sich gedanklich mancher sprachlicher, rechtschreiberischer und grammatikalischer Sprachentgleisung anzupassen.
Ob nun besagtes Kitschbildchen, das E-Auto mit seinen Vor- und Nachteilen oder die arme, unsägliche Greta herhalten muss.... Es gibt nichts dazwischen, zu dem es sich nicht ausreichend lamentieren ließe.
Leute, die noch einigermaßen alle fünf Sinne beieinander haben, haben instinktiv das Bedürfnis, sich mit mindestens 2,0 Promille auf diese Stufe hinuntersaufen zu müssen. Aber da dies seltens erstrebenswert ist und meist nur mit einem deftigen Kater einhergeht, lässt man es.
Argumentieren macht übrigens keinen Sinn. Da kann man noch so viele Studien, Wissenschaftler oder vielleicht sogar den gesunden Menschenverstand ins Feld führen, das will keiner hören, der doch darauf aus ist, mit seinen provokanten Aussagen Likes zu generieren und Aufmerksamkeit zu erheischen, von Leuten, die ebenso .... denken, wie diese selbst.
Wenn nichts mehr geht, wird beleidigt und das auf einer Höhe, die weit unterhalb der Schuhsohle liegt. Denn ja, diese Leute sind der festen Überzeugung, dass es ihr ureigenstes Recht - nämlich das Recht der freien Meinungsäußerung - ist, wenn sie andere beleidigen und auf Facebook darf man eh alles sagen - sozusagen ein rechtsfreier Raum. Alles andere sei Zensur.
Diese Menschen haben nichts begriffen, weder, was eine freie Meinungsäußerung ist und dass es keine rechtsfreien Räume gibt und auch nicht, was Zensur eigentlich ist.
Vor allem aber haben sie eines nicht begriffen: Was Respekt vor den Mitmenschen ist.
Ich sehe als Vision, dass es eines Tages mal so schlimm wird mit dem Bashen und den Beleidigungen, dass solche Netzwerke abgeschafft werden, weil sie nicht mehr kontrollierbar sind, das wilde Treiben so schlimm wird, dass keine Kontrollinstanz mehr hinterherkommt. Und vom Wort zur Tat, wenn die letzten Hemmschwellen gefallen sind, ist es ja nicht sehr weit, wie man bereits in Ausnahmefällen erkennen musste. Und da bekommt der Begriff "soziale Netzwerke" dann doch gleich einen sehr merkwürdigen Beigeschmack. Sozial ist das schon lange nicht mehr...